Komposition-Improvisation

Sa 15.10.2016, 19.15 Uhr, Französische Kiche Bern
mit Erika Radermacher, Klavierduo

Abendklang Festival

Französische Kirche Bern – 15. Oktober 2016

Ein noch ungehörter Moment in drei Akten

19h15 - Judith Wegmann - Piano Solo
20h - Katharina Weber & Erika Radermacher
21h - Rea Dubach, Hannes Prisi, Judith Wegmann & Robert Torche

Eröffnen wird der Konzertabend die Pianistin Judith Wegmann, die dieses kleine Festival im Namen der improvisierten und experimentellen Musik entworfen hat und wird den Abend mit einem kurzen Solo Klavier Set eröffnen. Diese Soloimprovisationen beruhen auf der vergangenen Arbeit und Einspielung Ihrer ersten CD die im Frühling 2017 beim Label Hat Hut records erscheinen wird.

Diese Stücke, die einen konzeptuellen Hintergrund haben, widmen sich der Zeit. – Mit der musikalischen Umsetzung werden die Zeit, – die Vergänglichkeit, der Moment sowie die Zukunft hör- und bewusst bar gemacht. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Zeit - mit allen Facetten, die dies beinhaltet, ist allmählich in mir gewachsen. „Dieser Prozess hat konkrete Formen angenommen und daraus ist das Bedürfnis gewachsen, die Gefühle, die diese Fragestellung in mir auslöst, musikalisch zu interpretieren.“

Diese Arbeit und Auseinandersetzung in einem kurzen Solokonzert erschien ihr in der französischen Kirche gerade sehr passend.

Das Trio dem die Musiker; Rea Dubach, Hannes Prisi und Judith Wegmann angehören, bildet als Kernbestand quasi einen Pool.
An den jeweiligen Konzerten möchten die drei Musiker sich immer wieder auf Neues einlassen und laden zu ihren Auftritt einen Gastmusiker oder auch Kunstschaffende aus anderen Sparten ein.

So kann immer wieder Neues und Unvorhersehbares entstehen. Als ob man ein unbekannter Raum betritt und den erforschen möchte - quasi eine Reise ins Ungewisse die immer wieder Neues offenbart.

Im Moment quasi komponierend und entwerfend - lassen sie gemeinsam einen Klang-Raum entstehen. Das ist ein wichtiger Aspekt aller Interpreten. Mit dem notwendigen Bewusstsein, Gespür und Konzentration für den Moment wird die Musik im Augenblick „quasi notiert“ und Stück für Stück gemeinsam zu einer Komposition erschaffen.
Die verschiedenen „Backgrounds“ vereinen sich und werden darin mit jeder individuellen Klangsprache ergänzt und zu einem Ganzen zusammen gefügt.

Mit viel Tiefe und Poesie lassen die Musiker einen Klang-Raum entstehen, der die Zuhörer dazu einlädt mit ihnen in die Tiefe einzutauchen. Klang Kunst – eine Komposition, die mit professioneller Souveränität und Gespür für Bögen und Phrasen im Moment entworfen und kreiert wird.

Alle drei Musiker verschreiben sich seit Jahren der freien und experimentellen Musik. Aus verschiedenen Stilrichtungen kommend, wie der Jazz, Klassischen, der Neuen, wie auch der Experimentellen Musik, vereinen sie sich und lassen mit ihren individuellen Backgrounds einen unverkennbaren Klangraum entstehen. Gekonnt werden – im Moment komponierend - immer wieder neue Ebenen und Klangräume ausgelotet.

Rea Dubach, eine junge Sängerin und Komponistin, die in zahlreichen Projekten tätig ist, und regelmässig mit ihren Formationen wie; Aberratio Ictus, Das Reum, Realismus und Sid international als Künstlerin tätig ist.

Hannes Prisi, ein beweglicher und intuitiver Schlagzeuger, studierte an der Hochschule für Musik Jazz und freie Improvisation. Er spielt als Schlagzeuger in zahlreichen Projekten und Formationen mit, die Stilistisch von Pop bis experimenteller Musik reichen.

Judith Wegmann, pendelt als aktive und leidenschaftliche Pianistin zwischen Klassik, der Neuen, wie auch der freien Musik. Initiantin vom New4Art Ensemble, das voraussichtlich ab Ende 2017 mit einem Musiktheaterstück wieder auf Tour ist. Sie forscht immer wieder nach neuen Ideen und Konzepten, entwirft und konzipiert, bis sie auf die Bühnen gelangen. Ihr Schwerpunkt ist das Spartenübergreifende Arbeiten. Sie ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe für Ihre künstlerischen Tätigkeiten. Seit 2015 ist sie Vorstandsmitglied der WIM Bern und leitet dort die „offene Werkstatt“.

Zum ersten Konzert in Biel war der Zürcher Saxophonist Tobias Meier zu Gast. Es folgten zwei weitere Konzerte in London, wo mit Musikern aus England u.a. auf Einladung von Ypsmael zusammen gearbeitet wurde.
In Theater Burgbachkeller Zug wird das Trio mit der Luzerner Performance-Künstlerin Claudia Bucher und dem Zuger Posaunisten Roland Dahinden gemeinsam eine Performance aufführen.
An diesem Abend wird der visuelle

Aspekt, wie auch die Musik feinfühlig ausgelotet, konzipiert und zu einem stimmungsvollen Ganzen verarbeitet.

Zum Abendklang Festival in der französischen Kirche in Bern werden sie zum letzten Set um 21 Uhr, gemeinsam mit dem Gastmusiker und Audiodesigner Robert Torche auftreten.

Robert Torche ist Musiker, Improvisator elektronischer Musik; spezialisiert auf alternative Interfaces und elektronische Musik. Er ist Gründungsmitglied viceversa, welches regelmäßig Auftritte in der Schweiz hat, und leitet das Ensemble Inverspace, mit dem er bisher in der Schweiz, Europa und Südostasien konzertierte. Des Weiteren ist er Mitglied in der l’association Collectif pour la Culture (Co.Cu.) du Pantographe mit momentanen Sitz in Delémont. Robert wird oft wegen seiner besonderen Fähigkeiten in Computermusik von verschiedensten Branchen wie Musiktheater (Eunoia, Ensemble viceversa), Film (Welcome to Gagauzia), zeitgenössischer Musik (Inverspace, Neuverband, We Spoke), Multimedia-Installationen und vielen weiteren für eine Zusammenarbeit angefragt.

Ebenfalls am Abendklang Festival wird das Klavier Duo Katharina Weber und Erika Radermacher auftreten. Die beiden Pianistinnen werden im zweiten Set um 20 Uhr, im Rahmen des 80 jährigen Jubiläumsgeburtstag der Pianistin ,Erika Radermacher, und der langjährigen Zusammenarbeit im Klavier Duo konzertieren.

Das Klavierduo Radermacher-Weber spielt seit Jahren zusammen, seit der Zeit als Katharina Weber bei Erika Radermacher studiert hat. Die Erfahrung mit der Interpretation von Musik seit der Renaissance bis zur Gegenwart gibt den beiden klassischen Pianistinnen einen enormen gemeinsamen Wortschatz der in einer durchaus zeitgenössischen Sprache ihrer Improvisationen mündet. Erika Radermacher hat 1968 das Ensemble Neue Horizonte mitbegründet, in dem auch Katharina Weber zahlreiche Erfahrungen mit konzeptueller Musik gemacht hat.

Durch das Zusammenspiel mit MusikerInnen aus Jazz, Pop und Rock in der freien Improvisation hat sich der von der zeitgenössischen Klassik geprägte Stil der beiden erweitert.
In der NZZ-Besprechung der CD „Im Innern das Zitat“ heisst es: "Unglaublich, welch ungebremsten Witz das Duo in seinen Improvisationen entwickelt, wie es blitzschnell aufeinander reagiert, ohne sich je in virtuosen Selbstdarstellungen zu verlieren." (Elisabeth Schwind) Im Booklet zur CD schreibt Thomas Meyer: „...stellen wir uns zwei Koboldinnen vor, die einander in einer Art akustischem Tischtennis die verschiedensten Klangdinge zuwerfen und sie geschickt und mit Effet retournieren. So leicht hört sich’s hier an - und die Bälle bleiben doch immer auf der Platte.“

Erika Radermacher und Katharina Weber werden drei Kompositionen spielen, in deren Folge sie improvisieren: - L’Amen de la Création von Olivier Messiaen. Eine Art Uranfang, ein Anwachsen von Klängen aus der Dunkelheit der tiefen Klavierregister bis zu strahlenden vollen Akkorden im einen Klavier, im andern ein Carillon, das wie von weit her einsetzt und bis zum Schluss enorm durchdringend und präsent wird.

- Hommage à Paganini aus den Játékok von György Kurtág. Ein kurzes Stück mit Clustern und Glissandi, auch Urelementen des Klavierklangs.
- Ein Arrangement von Urs Peter Schneider von The Bells des englischen Renaissancekomponisten William Byrd (16. Jhdt.): über einem Glockenbass ein Variationen Satz, der sich von ruhigen Motiven zu immer wilderen Läufen steigert. Daraus folgt eine freie Improvisation, die zuletzt wieder im Stück mündet.